6 wichtigste Normen der Elektrotechnik

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6 wichtigste Normen der Elektrotechnik

In der Elektrotechnik spielen Normen eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der Zuverlässigkeit und Sicherheit von Geräten und Einrichtungen. Besonders im Niederspannungsbereich, wo Kunststoffe dominieren, ist die Kenntnis der wichtigsten Normen unerlässlich. Diese Standards, die hauptsächlich vom Internationalen Elektrotechnischen Komitee (IEC) bereitgestellt werden, gewährleisten weltweit einheitliche Sicherheits- und Qualitätsanforderungen. Hier sind sechs entscheidende Normen, die jeder in der Elektrotechnik kennen sollte:


IEC 60664 – Isolationskoordination für die Niederspannung

Die IEC 60664 ist eine umfassende Sicherheitsgrundnorm, die Mindestanforderungen für Geräte und Einrichtungen mit Bemessungsspannungen bis 1000 VAC und 1500 VDC definiert. Zu den zentralen Inhalten gehören:

Luft- und Kriechstrecken

Die Norm definiert die Mindestabstände zwischen leitenden Teilen, um elektrische Durchschläge und Kriechströme zu verhindern. Diese Abstände sind entscheidend, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten und Ausfälle durch Überschläge zu vermeiden.

  • Beispiel: Bei der Konstruktion von Leiterplatten in Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen müssen die Abstände zwischen den leitenden Leiterbahnen sorgfältig bemessen werden, um Überschläge zu verhindern, besonders in feuchten Umgebungen.

Korrekturfaktoren

Für den Einsatz über 2000 Meter über dem Meeresspiegel und bei erhöhten Frequenzen gibt die Norm Korrekturfaktoren vor. Diese Anpassungen sind notwendig, um den veränderten Umweltbedingungen gerecht zu werden und die Sicherheit und Leistung der Geräte zu gewährleisten.

  • Beispiel: In der Luftfahrttechnik, wo Geräte oft über 2000 Meter eingesetzt werden, müssen die Isolationsabstände angepasst werden, um den geringeren Luftdruck zu kompensieren und die gleiche Sicherheit zu gewährleisten.

Weitere Aspekte

Die IEC 60664 behandelt auch die Auswahl und Prüfung von Isolationsmaterialien, die in Niederspannungsanlagen verwendet werden, und stellt sicher, dass diese Materialien den spezifischen Anforderungen der Anwendung gerecht werden.


IEC 62368 – Sicherheitsanforderungen für IT-Technik

Die IEC 62368 ist eine grundlegende Sicherheitsnorm für elektrische und elektronische Geräte im Bereich der Audio-, Video-, Informations- und Telekommunikationstechnik bis zu einer Nennspannung von 600 V. Diese Norm umfasst eine umfassende Risikobewertung und bezieht sich auf:

Elektrische Sicherheit

Die Norm legt Maßnahmen fest, um elektrische Schläge und Kurzschlüsse zu vermeiden. Sie enthält Anforderungen an die Isolierung, die Erdung und den Schutz vor Überstrom und Überspannung.

  • Beispiel: Bei der Entwicklung von Computern und Servern müssen die Netzteile so konstruiert sein, dass sie vor Überspannung geschützt sind, um die empfindlichen elektronischen Komponenten nicht zu beschädigen.

Mechanische Risiken

IEC 62368 betrachtet auch mechanische Gefahren und stellt sicher, dass Geräte keine Verletzungen durch bewegliche Teile oder scharfe Kanten verursachen können. Mechanische Stabilität und Robustheit sind ebenfalls zentrale Aspekte.

  • Beispiel: In Druckern und Kopiergeräten müssen bewegliche Teile wie Walzen und Druckköpfe so gestaltet sein, dass sie keine Verletzungsgefahr für den Benutzer darstellen.

Akustische Gefahren

Die Norm behandelt auch den Schutz vor akustischen Gefahren, wie beispielsweise Hörschäden durch Lautsprecher. Sie legt Grenzwerte für die Lautstärke und die Schallintensität fest, um die Benutzer zu schützen.

  • Beispiel: In Lautsprechersystemen für Heimkinos muss die maximale Lautstärke begrenzt werden, um Hörschäden zu vermeiden.

Thermische und chemische Risiken

Darüber hinaus befasst sich die Norm mit thermischen und chemischen Risiken, einschließlich der Überhitzung von Bauteilen und der Verwendung von gefährlichen Stoffen.

  • Beispiel: Bei der Herstellung von Tablets und Smartphones wird darauf geachtet, dass die Batterien nicht überhitzen und keine gefährlichen Chemikalien austreten können.

IEC 61140 – Schutz gegen elektrischen Schlag

IEC 61140 legt grundlegende Anforderungen an den Schutz gegen elektrischen Schlag für Anlagen, Systeme und Betriebsmittel fest, unabhängig von der Spannung. Die Norm definiert folgende Schutzklassen:

Schutzklasse I

Alle leitfähigen Gehäuseteile sind fest mit dem Schutzleitersystem der Elektroinstallation verbunden. Dies stellt sicher, dass im Fehlerfall ein sicherer Erdungsweg vorhanden ist.

  • Beispiel: Bei elektrischen Herden sind alle metallischen Gehäuseteile mit dem Schutzleiter verbunden, um bei einem Kurzschluss den Strom sicher abzuleiten und einen elektrischen Schlag zu verhindern.

Schutzklasse II

Verwendung von doppelter oder verstärkter Isolation ohne Verbindung zum Schutzleiter. Diese Klasse bietet zusätzlichen Schutz, indem sie verhindert, dass leitfähige Gehäuseteile bei einem Isolationsfehler unter Spannung stehen.

  • Beispiel: Elektrische Handwerkzeuge wie Bohrmaschinen verwenden doppelte Isolierung, um sicherzustellen, dass der Benutzer bei einem Isolationsfehler nicht gefährdet wird.

Schutzklasse III

Betrieb mit Kleinspannung unter 48 VAC/60 VDC, versorgt durch SELV- (Safety Extra-Low Voltage) oder PELV-Stromquellen (Protective Extra-Low Voltage). Diese Schutzklasse minimiert das Risiko eines elektrischen Schlags durch den Einsatz von sicher niedrigen Spannungen.

  • Beispiel: Beleuchtungssysteme für Aquarien verwenden oft Schutzklasse III, um das Risiko eines elektrischen Schlags in der feuchten Umgebung zu minimieren.

Zusätzliche Aspekte

Die Norm behandelt auch den Schutz gegen indirekten Kontakt und die Anforderungen an die Isolierung, um die Sicherheit der Benutzer und der Wartungspersonen zu gewährleisten.


IEC 60112 – Kriechstromfestigkeit

Kunststoffe haben eine höhere Isolationsfestigkeit als Luft, aber ihre Leistung kann an der Grenzfläche bei Feuchtigkeit und Verschmutzung beeinträchtigt werden. Die IEC 60112 bestimmt die „Vergleichszahl der Kriechwegbildung (CTI)“, um die Kriechstromfestigkeit von Kunststoffen zu bewerten:

CTI-Wert

Der CTI-Wert ist ein Maß für die Widerstandsfähigkeit eines Materials gegen elektrische Degradation in feuchten und verschmutzten Umgebungen. Ein höherer CTI-Wert bedeutet eine bessere Widerstandsfähigkeit.

  • Beispiel: In der Automobilindustrie werden Kunststoffe mit hohem CTI-Wert verwendet, um sicherzustellen, dass die Elektronik auch bei Feuchtigkeit und Verschmutzung zuverlässig funktioniert.

Isolierstoffgruppen

Die Norm klassifiziert Materialien in verschiedene Gruppen basierend auf ihrem CTI-Wert:

  • I: CTI > 600 V
  • II: 400 V ≤ CTI < 600 V
  • IIIa: 250 V ≤ CTI < 400 V
  • IIIb: 175 V ≤ CTI < 250 V
  • IV: 100 V ≤ CTI < 175 V

Diese Klassifizierung hilft bei der Auswahl geeigneter Materialien für unterschiedliche Einsatzbedingungen.

Anwendungen

Die Kriechstromfestigkeit ist besonders wichtig in Umgebungen, in denen Feuchtigkeit und Schmutz vorhanden sind, wie beispielsweise in der Industrie oder im Außenbereich. Die Auswahl eines Materials mit dem richtigen CTI-Wert kann dazu beitragen, elektrische Fehler und Ausfälle zu minimieren.


UL 94 – Brennbarkeit von Kunststoffen (IEC 60695)

UL 94 ist ein weitverbreiteter Standard zur Bewertung der Brennbarkeit von Kunststoffen. Er klassifiziert Materialien anhand von Tests zur horizontalen und vertikalen Brennprüfung:

Horizontale Brennprüfung (HB)

  • HB 75: Für Materialien mit einer Dicke unter 3 mm; bestanden, wenn die Brennrate unter 75 mm/min liegt.
  • HB 40: Für Materialien mit einer Dicke über 3 mm; bestanden, wenn die Brennrate unter 40 mm/min liegt.

Vertikale Brennprüfung (V)

  • V-2: Material muss innerhalb von 30 Sekunden verlöschen, brennendes Abtropfen ist zulässig.
  • V-1: Wie V-2, jedoch ohne brennendes Abtropfen und kein Nachglimmen über 60 Sekunden.
  • V-0: Material muss innerhalb von 10 Sekunden verlöschen, kein Nachglimmen über 30 Sekunden.
  • 5VB: Mindestens V-2 erreicht, zusätzlich fünfmalige Beflammung mit 500 W Flamme, kein Abtropfen zulässig.
  • 5VA: Wie 5VB, jedoch keine Brandlochbildung größer als 1 mm in einer waagrecht eingespannter Platte.

Zusätzliche Tests

Für dünnere Materialien gibt es modifizierte Testanordnungen, die sicherstellen, dass auch diese Materialien den Brandschutzanforderungen entsprechen.

  • Beispiel: Bei der Herstellung von elektrischen Geräten wie Fernsehern und Computermonitoren werden Kunststoffe verwendet, die mindestens die Klasse V-0 erfüllen müssen, um sicherzustellen, dass im Falle eines Brandes keine gefährlichen Flammen oder brennendes Abtropfen auftreten.

IEC 60085 – Wärmeklassen (ähnlich UL 746)

IEC 60085 klassifiziert elektrische Isolationsmaterialien und -systeme nach ihrer thermischen Belastbarkeit. Die Wärmeklassen reichen von Y (95 °C) bis R (220 °C) und helfen bei der Auswahl geeigneter Materialien für verschiedene Temperaturbedingungen:

Wärmeklassen

  • Y: 95 °C
  • A: 105 °C
  • E: 120 °C
  • B: 130 °C
  • F: 155 °C
  • H: 180 °C
  • N: 200 °C
  • R: 220 °C

Anwendungsszenarien

Die Auswahl der richtigen Wärmeklasse ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Isolationsmaterialien nicht durch Überhitzung beschädigt werden und ihre isolierenden Eigenschaften verlieren.

  • Beispiel: In der Elektromotorenindustrie werden Materialien der Wärmeklasse H (180 °C) verwendet, um sicherzustellen, dass die Isolierung auch bei hohen Betriebstemperaturen stabil bleibt und nicht versagt.

Die Kenntnis und Anwendung dieser sechs Normen ist für die Sicherheit und Zuverlässigkeit elektrotechnischer Projekte unerlässlich. Bei Dr. Dietrich Müller GmbH bieten wir eine breite Palette an Isolationsmaterialien, die diesen und anderen internationalen Normen entsprechen. Unsere Produkte, darunter hochwärmeleitfähige Materialien wie Thermigrease TG 20032, sind speziell entwickelt, um den höchsten Anforderungen gerecht zu werden.

Beispiele aus unserem Sortiment

  • Thermigrease TG 20032: Ein hochwärmeleitfähiges Material, ideal für Anwendungen, die eine effiziente Wärmeableitung erfordern, wie in der Leistungselektronik.
  • Doppelseitige Klebebänder: Verwendet für die sichere Befestigung und Isolierung in elektronischen Geräten, bieten hervorragende Haftung und elektrische Isolation.
  • Flexible Isolierfolien: Perfekt für die Isolierung in engen Räumen und Anwendungen, die Flexibilität und hohe Isolationswerte erfordern.

Unsere Experten stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung, um Sie bei der Auswahl der richtigen Materialien für Ihre spezifischen Anforderungen zu unterstützen. Besuchen Sie unsere Website oder kontaktieren Sie uns direkt, um mehr über unsere Produkte und Dienstleistungen zu erfahren. Gemeinsam können wir die Zukunft der Elektrotechnik sicher und zuverlässig gestalten.

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